
Der Morgendunst auf dem Europaplatz war noch nicht verflogen, als unser Guide uns abholte. Unter Davit Khmaladzes Bronzestatue der Medea — ihre Hand fest um das Goldene Vlies — verschmolzen Mythos und Moderne. Durch die Gassen der Altstadt wehten Duft von Chatschapuri und salzige Seeluft.
Um elf Uhr swingte Jazz auf der Piazza; Poseidons vergoldeter Dreizack vor dem Dramentheater funkelte, als übe der Meeresgott. Das historische Viertel führte zum Hafen, wo Kräne wie metallische Möwen ächzten.
Am Alphabet-Turm schraubten sich georgische Buchstaben in den Himmel, daneben umarmten sich Ali & Nino von Tamara Kvesitadze in stiller Rotation — eine Liebe in Uhrwerk.
Optionaler Abstecher? Unbedingt. Die Seilbahn glitt 250 m hinauf zum Anuria-Berg: Das Schwarze Meer schimmerte kobaltblau, dahinter verhüllten Wolken den Kaukasus. Ein Ausblick, der Zeit verdichtet.
Zurück in der Stadt überraschte das Nobel-Brüder-Museum mit Petroleumlampen und Industrielegenden; das Archäologische Museum Adjariens zeigte feinsten Kolchischen Goldschmuck.
Spirituelles Batumi offenbarte sich im neugotischen Mariä-Geburts-Dom, der St.-Nikolaus-Kirche, der Moschee mit ihrem Gebetsruf und der Synagoge mit sanftem Blauschimmer — vier Glaubensstätten in vier Blocks.
Am Ende flanierten wir über den palmengesäumten Boulevard: Musik, Licht und tanzende Fontänen in himbeerrotem Glanz. Kinder juchzten, Wasserstrahlen stiegen — und ich war plötzlich Teil der Abendmelodie Batumis.