 
                                    In Georgien ist der Tisch weit mehr als nur ein Ort zum Essen – er ist ein heiliger Raum, in dem Freundschaft, Respekt und aufrichtige Emotionen Menschen vereinen. Die Georgier glauben, dass das Teilen von Speisen gleichbedeutend mit dem Teilen des Lebens ist, und jedes Festmahl, die sogenannte „Supra“, wird zu einer Feier der Menschlichkeit. Im Mittelpunkt dieser Tradition steht der „Tamada“, der Trinkspruchmeister, der nicht nur der Gastgeber, sondern auch die Seele der Versammlung ist. Mit Eloquenz und Weisheit führt der Tamada das Gespräch, erhebt Trinksprüche voller Poesie, Humor und tiefer Bedeutung und sorgt dafür, dass sich jeder Gast geschätzt fühlt. Der Tisch spiegelt die georgische Großzügigkeit wider – gefüllt mit hausgemachtem Wein, köstlichen Gerichten und offenen Herzen. Jeder Trinkspruch erzählt eine Geschichte – von Liebe, Vorfahren, Freundschaft und der Schönheit des Augenblicks. Es ist mehr als Etikette; es ist Philosophie – eine Erinnerung daran, dass Worte, wie Wein, mit Aufrichtigkeit und Freude geteilt werden sollten.
Für die Georgier ist Gastfreundschaft eine heilige Pflicht, und ein guter Gastgeber zu sein, ist eine Kunst, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Der Tamada spricht nicht nur, um zu unterhalten, sondern um alle am Tisch zu vereinen und eine Harmonie zwischen Lachen und Gefühl zu schaffen. Die Gäste werden ermutigt, mit eigenen Worten zu antworten, wodurch das Mahl zu einem lebendigen Dialog aus Geschichten und Emotionen wird. Der Rhythmus von Trinksprüchen, Essen und Lachen bildet eine Melodie, die lange nach dem Fest bleibt. Die georgische „Tischphilosophie“ lehrt uns, dass ein Essen nicht vom Inhalt des Tisches abhängt, sondern von den Menschen, die ihn umgeben. Es geht um Dankbarkeit, Verbundenheit und die Magie gesprochener Worte, die Menschen zusammenbringen. In Georgien ist das Fest selbst das Leben – eine poetische Verbindung von Speisen, Freundschaft und der zeitlosen Kunst, Mensch zu sein.
 
                



